1500 DM Ordnungsstrafe
Ein teurer Verhandlungstag

Kurz vor den Gerichtsferien gingen einemMoabiter Richter gestern wohl die Nerven durch. In einem Prozeß gegen Ralf-Axel Simon vom "Knastblatt" und zwei Mitarbeiter der Charlottenburger Kiezzeitung "Schlorrrendorfer" verhängte er gleich 1500 Dm Ordnungsstrafe gegen Simon.

Simon hatte ein ärztliches Attest mitgebracht, das belegen sollte, daß er für die an manchen Tagen bis zu fünf Stunden lange Verhandlung einen körpergerechten Stuhl brauche. Simon leidet unter hartnäckigen Rückenschmerzen. Der Richter ließ aber den vom Angeklagten mitgebrachten Stuhl zuerst nicht in den Gerichtssaal, empfahl Simon , doch während des Prozesses zu stehen. Der setzte sich daraufhin auf den Boden und bekam , als er trotz Aufforderung nicht wieder aufstand 500 DM Ordnungsstrafe. Danach erhielt er dann allerdings einen erträglichen Stuhl.
1000 Mark Ordnungsstrafe kassierte Simon dann, als er mit dem Ausdruck "Sauerei" gegen die Entscheidung des Richters protestierte, einem Zeugen die Benutzung seiner handschriftlichen Unterlagen zu untersagen.Simon empfand das als Ungerechtigkeit wegen der Ungleichbehandlung, weil alle Prozeßbeteiligtem schriftliche Unterlagen zur Verfügung hätten. Zeugen allerdings, das hatte auch die Verteidigung in politischen Prozessen des öfteren gefordert werden in der Regel aus gutem Grund ohne Asicherung durch schriftliche Unterlagen gehört.Gegenstand selbst ist ein im "Schlorrendorfer" erschienene Leserbrief Simons, indem ein Tegeler Justizwachtmeister namentlich und unter Angabe seiner Adresse beschuldigt wird:"Gefangene mißhandelt zu haben".
Nächster Prozeßtag:Montag 20. 7. 81 Saal 701




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