Diese Erklärung wurde in zahlreichen Gefangenenzeitungen (z.B. dem unzensierten Blitzlicht -11/83) und etlichen Alternativzeitungen (z.b. der Besetzerzeitung Kiez-Depesche 10/83) veröffentlicht.
Seit dem 5.10.83 wurde gegen mich Totalisolation verhängt.Das heißt, ich bin nicht nur 23 Stunden allein auf der Zell, sondern habe nun auch Einzelhofgang - also 24 Stunden Kommunikation nur mit der Klobrille. Dazu wurde noch Ausschluß von der Kirche und vo, aööspmmtäglichen Umschluß verfügt. Eigentlich alles Minimlastdinge, die den Knast erst halbwegs überstehbar machen! Last not least steht an meiner Zellentür:"von Hand zu Hand" (Der Sprachgebrauch deutet schon darauf hin, wie hier mit Menschen umgesprungen wird, denn von Hand zu Hand gibt man normalerweise nur Gegenstände!) Hier bedeutet es, daß ich nur von einem Beamten dem anderen übergeben werden darf).
Die Auswirkungen des Entzugs der menschlichen Kommunikation, die schon jetzt, nach relaiv kurzer Zeit sichtbar sind:Kopfschmerz, Konzentrationsstörungen, Magenschmerzen lassen erahnen, welche Schäden nach langandauernder Haftverschärfung entstehen. Schon am vergangenen Freitag wurde mein Gerichtstermin, wegen offensichtlicher Verhandlungsunfähigkeit, verschoben!
Als vorgegebener Anlaß für diese Totaliso (wobei selbst Anstaltspfarrer und einige Schliesser mir ihre Solidarität ausgedrückt und dies als reine Schikane bezeichnet haben!) dinet der Anstaltsleitung eine angebliche Röntgenverweigerung. Dabei liegt ihnen ein erst 7 Monate altes Röntgenbild vor. Sie verlangen allerdings für Neuzugänge eine halbjährige Röntgung , was vom medizinischen Standpunkt zu gefährlich ist, wegen der zu hohen Strahlenbelastung - draußen erachten verantwortungsbewußte Mediziner sogar eine zweijährige Röntgung für untragbar-.Und selbst bei Schließern gilt nur die Empfehlung einer jährlichen Röntgung. Es ist klar, daß diese maßnahmen nur dazu dienen, meine Identität zu brechen und auch nur ihr Anfang sind:schon zweimal wurde mir angedroht, mich unter Schlägen in den Bunker zu bringen!
Nach Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten werde ich -quasi als letztes Mittel- in den Hungerstreik treten. Denn Ulrike Meinhof hatte Recht: "angesichts eines Lebens unter solchen Haftbedingungen frangt man sich, ob der Gedanke, im Kampf dagegen zu sterben, überhaupt noch schrecken kann".Ralf-Axel Simon




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