VOLL AUF KONFRONTATION

Ralf-Axel Simon, gelernter Religionslehrer und Ex-Knastblatt-Macher, den seine wütenden Schriften und die promt folgenden Justizprozesse selber für 18 Monate in den Knast brachte, feiert ein kleines Jubiläum:Seit einem Jahr betreut er für die "taz" mit vollem Einheitslohn, Gefängnisinsassen. In dieser Zeit sammelte er 150000 DM an Spenden, mit denen 1300 Frei-Abos finanziert werden.

Nach seiner zehnjährigen Knastarbeit beurteilt er den Wandel im Strafvollzug eher negativ:"Durch doe Reformen wurde die Solidargemeinschaft der Gefangenen zerstört. Denunziantentum wird mit Hafterleichterungen belohnt, da können viele nicht widerstehen. Außerdem wird die psychische Gewalt immer öfter eingesetzt, weil sie lautlos und damit nicht angreifbar ist." Gerade die Isolation ist ein solches Mittel. Nach drei Monaten Totalisolation in der JVA Moabit bekam Ralf-Axel Simon Kopfschmerzen, unter denen er heute noch leidet. "Vielleicht nennen sie Strafe bald wieder Therapie. Man lasse sich aber nicht täuschen, die Bezeichnungen klingen humaner - doch die Bedingungen werden immer tödlicher", warnt er.
Für die Zukunft plant der rastlose und bedingungslose Einzelkämpfer, einen Gefangenenratgeber mit juristischen und medizinischen Tips zu vervielfältigen und an interessierte Knackis zu verschicken. Nachdem er seine Wochenarbeitszeit von 70 auf 36 Stunden reduzierte, schreibt der 33jährige an einem Roman, in dem er seine Erfahrungen im Knast schildert. Erscheinen soll das Werk Anfang nächsten Jahres.




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