„Die Identität der Gesetzestreuen gilt nicht mehr als moralische Richtschnur, sondern gerät zum Schreckbild, für Ralf-Axel Simon wird der Rollentausch mit dem Richter zum „HORRORTRAUM“, ausdem er „erschreckt“ und zugleich „erleichtert“ aufwacht: HORORTRAUM
manchmal träume ich mit meinem richter meine rolle zu tauschen erschreckt wache ich auf und bin erleichtert
Die dialektische Struktur des Gedichts hebt die soziale Erwartung auf, daß sich ein Gefangener nichts sehnlicher wünschen könne, als mit seinem Richter die Rolle zu tauschen. Indem der Sprecher diese Erwartung zurückweist und es vorzieht, in der Gefangenschaft seine moralische Integrität zu bewahren, zerstört er die Position der Macht, deren Anspruch, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und Schuldige und Unschuldige voneinander zu trennen, obsolet wird.“ aus „Schreiben, um zu überleben Studien zur Gefangenenliteratur (mit einem Geleitwort von Martin Walser und einem Vorwort von Helmut H.Koch) aus der Doktorarbeit von Nicola Keßler
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