nach der Haft - über mich


ein historisches Bild aus vergangenen Zeiten mit einer witzigen Geschichte natürlich zu einem traurigen Anlaß:(von links nach rechts alles 1985 Mitglieder der Knast AG der Alternativen Liste, ich bin wohl der einzige aus der Gruppe, der nicht Mitlied der Partei war) Achim, selbstständiger Handwerker, kam auch aus der autonomen Szene und hatte sein Herz auf dem richtigen Fleck, er sprach ohne zu taktieren,
Margarethe von Galen, Rechstanwältin, sie hatte mich regelmäßig einmal im Monat, manchmal alle zwei Wochen als Anwältin besucht (wir kannten uns vor der Haft aus einer Knastgruppe)- immer Samstags, weil über die Woche mußte sie ja arbeiten. Sie hatte auch als neue Anwältin mich bei einem Prozeß vertreten, um Erfahrung zu bekommen und hatte ihre Arbeit immer mit Liebe gemacht, also auch gut. Als sie hörte, daß sie mich aus der Totalisolation entlassen und mich nur noch in Einzelhaft hielten, kam sie spontan in den Knast um sich mit mir zu freuen und brachte Weinbrandpralinen mit (als Anwältin wurde sie ja nicht kontrolliert). Nun ist der Besitz von Alkohol im Knast einer der größten Verbrechen. Ich nahm die Weinbrandpralinen trotzdem mit auf meine Zelle. Als ich an der Pforte stand, um wieder aus dem Anwaltsbereich herausgeschlossen zu werden rief mich der Schließer zurück:ich dachte, nun ist alles vorbei, und ich komme in den Bunker und obendrein verliert Margarethe ihre Anwaltslizenz. "ich dulde nicht, daß sie die Anwälte küssen" , machte er sich puritanisch wichtig. Ich war erleichtert und habe auch nicht großartig darüber diskutiert, denn ich hatte die Anwälte nur umarmt ganz normal wie draußen, mehr nicht!
Jörg, war bei der AL angestellt ich glaube als Geschäftsführer. Er war im Umgang sehr angenehm.
Dieter Kunzelmann. Mitglied der komune 1, später auch einige Jahre im Knast verbracht - wir hatten den gleichen Verteidiger, Christian Ströbele. Nach seinem Knast war er Mitglied in der Roten Hilfe e.v. (Kpd AO) , bevor er als Abgeordneter dem Parlament etwas Leben einhauchte. In dieser Funktion besuchte er mich auch Weihnachten 1983 im Knast. Alles abgeschlossen, der Knast wurde auf Notbeleuchtung heruntergefahren, Dieter mußte viermal klingeln, bevor er an der Pforte erhört wurde, aber als Abgeordneter darf er eben zu jeder Zeit die Gefangenen besuchen.
Renate Künast. Sie hatte in der folgenden Wahlperiode das Abgeordnetenmandat von Dieter übernommen und hatte mich auch einmal im Knast als Abgeordnete besucht. Sie war die fleissige Arbeiterin in der AL. Sie war auf keinen Fall eine Karieristin, hatte jedoch eine Parteitreue, sie hätte nie an dem Ast gesägt, auf dem sie gerade sitzt! Aber sie hat auch nie ihre politischen Ziele vergessen ist egal, wieviel sie auch taktiert hat, das habe ich an ihr sehr geschätzt. Sie ist gelernte Sozialarbeiterein, hat als solche im Knast gearbeitet und gehört zu dieser Gruppe, die kollektiv die Solzialarbeit im Knast hingeworfen hat, weil solange Sozialarbeiter vom Senator für Justiz bezahlt werden, keine Sozialarbeit möglich ist. Anschließend hat sie ein Jurastudium beendet.
und ganz rechts außen, der mit den O-Beinen, das bin ich. Den Anzug und die Krawatte habe ich mir von Margarethes Mann geliehen, die Perücke von der Kaberettgruppe "Die Tornados".

Ach ja, der Anlaß, weshalb wir so jung zusammengekommen sind:das Knastghetto in Plötzensee war fertig geworden. Wir hatten alle die letzten Jahre dagegen gearbeitet, daß da über dreihundert neue Haftplätze gebaut wurden und die auf Hochsicherheitsniveau, Sägezahnfassade (damit man/frau nicht am Fenster reden kann), jeder hat einen eigenen sanitären Anschluss, damit auch darüber keine Kommunikation möglich ist...Die Verantwortlichen waren nun mit dem Bau fertig und machten aus der Einweihung eine große Party, wozu auch die AL eingeladen wurde. Wir hatten vor in Trauerkleidung auf dem Fest mit unseren Einladungskarten einen Kranz niederzulegen. Natürlich kamen wir nicht rein (Dieter behauptete, das läge an meinen O-Beinen!) so, daß wir die Flugblätter draußen an alle hereinstürmenden Gäste verteilten. Kleine Geschichte am Rande: noch Jahre später hat sich Renate Künast darüber beömmelt, daß ich in der Diskussion mit einem hohen Mitarbeiter beim Senator für Justiz , der mich aufgrund meiner Verkleidung nicht wiedererkannt hatte, der mich vorwurfsvoll fragte, ich sei doch nicht etwa Mitglied bei der gehassten Al, antwortete:"natürlich bin ich Mitglied der AL!"


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