David Gegen Goliath


David gegen Goliath
1977 besuchte ich den ersten Gefangenen und in den folgenden Jahren Viele und regelmäßig - oft war es für die Gefangenen der einzige Kontakt- im Monat eine halbe Stunde.
1981 dann bekam ich vom Anstaltsleiter des Tegeler Knastes Herr lange-Lehngut Hausverbot, ich hätte Anstaltsverhälnisse grob unrichtig dargestellt. Darauf habe ich ihn promt im Knastblatt Anstaltsterroristen genannt, weil er aus niederen Bewegründen ein menschliches Verhältnis verhinderte. Was mir allein vier Monate Knast eingebracht hat, wegen Beleidigung.
1982 hat mir eine Freundin, die Jura studierte , erzählt, daß Herr lange Lehngut an der Uni ein Seminar über das Strafvollzugsgesetz und den Knast hielt und dabei einen völlig liberalen Eindruck hinterließ, sie wußte, daß er im Seminar das Blaue vom Himmel lügt, sie selbst konnte es aber nicht widerlegen. Also überwand ich meine Abneigung gegenüber den Juristen und nahm an diesem Seminar teil. Am Anfang wurde Herr lange-Lehngut noch leichenblass, aber mit der Zeit gewöhnten wir uns tatsächlich aneinander, die verschiendenen Positionen waren nicht wegzudiskutieren, aber wir haben es geschafft sie diamentral nebeneinander zu stellen-es gab lebhafte auch emotionalgeführte Diskussion, aber wir respektierten uns .
dann wurde unser Kontakt jäh unterbrochen, weil ich einfuhr und ich kam nicht in den Normalvollzug, weil die Staatsanwalt behauptete, dort würde ich zuviele Gefangene kennen und ich könnte eine Bambule anzetteln, so wurde ich in Moabit in Einzelhaft gehalten.
1991 - ich durfte mittlerweile wieder im Knast Gefangene besuchen - bat mich ein Gefangener im Knast eine Schachgruppe zu leiten. da der Gefangene sehr zuversichtlich war und meinte er hätte auch schon von den Verantwortlichen grünes licht bekommen , stellte ich einen Antrag, der mit dem oben zitierten Schreiben endete.
Kurze Zeit später besuchte ich in der Anstalt wieder einen Gefangenen -ich wartete im Besucherraum auf sein Erscheinen. Aus der Ferne machte Herr lange Lehngut eine Führung für Leute vom Senat für Justiz. Herr Lange Lehngut ließ die Gruppe stehen , kam zu mir und begrüßte mich per Handschlag. Wir hatten nicht viel miteinander zu reden, ich habe nur bei ihm etwas schätzen gelernt, was ich bei eigenen Freunden oder auch Genossen oft so schmerzlich vermißt habe, Jemanden aus Respekt zu begrüßen, nicht, weil ich ihn gut funktionalisieren kann. Respekt vor jemandem zu haben heißt eben nicht mit ihm identisch zu sein. Vielleicht ist das auch der Punkt, warum ich mich bei meinen Freunden oft so einsam gefühlt habe: waren sie meiner Meinung brüsteten sie sich mit mir, waren sie nicht meiner Meinung, kannten sie mich nicht mehr. Aber schön, daß ich wenigstens bei meinen ärgsten Feinden Respekt hatte! Herr Lange Lehngut ist mittlerweile pernsioniert, wir haben uns seitdem auch nicht wiedergesehen. Wir werden uns wohl im Himmel weiterstreiten müssen!


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