Familienprojekt: meine zweite Ehe

noch bei der ersten ehe hatten wir in der familie heftige diskussionen :"warum immer du!". 15 jahre später bekam ich von meiner schweister einen anruf."bitte komme!". ich wußte sofort worum es geht: meine schwester und meine mutter arbeiteten seit 15 jahren im frauenhaus . seit geraumer zeit kämpften sie um das leben einer frau. Sie war mitten aus dem bürgerkrieg in bosnien mit ihren beiden kindern nach osnabrück geflüchtet zu ihrem mann. Erst jetzt begriff sie, daß ihr mann sich anders gebunden hatte und wurde von der polizei auf einer brücke aufgegriffen und ins frauenhaus gebracht. kurze zeit später ließ sie sich von ihrem mann scheiden, der dies als einen akt persönlicher erniedigung begriff und die kinder illegal ins kriegsgebiet verschleppte. daraufhin sammelte das frauenhaus 10000 dm und schickte einen abenteurer in das kriegsgebiet, der sich auch zu den kindern druchschlug , allerdings mit leeren händen nach hause kommen mußte. der geschiedene ehemann rächte sich und ließ die papiere von seiner früheren frau klauen. lange zeit hatte das frauenhaus versucht auf einer politischen ebene gegen dieses schicksal anzukämpfen - doch sie ernten von allen gutgemeinten menschen in machtpolitschen ämtern nur ein achselzucken. nun sollte sie ausgewiesen werden, in ein nicht mehr kriegsgebiet aber doch in eine ungewisse zukunft:sie hatte als geborene serbin einen moslem geheiratet, in einer stadt, die jetzt örtlich in einen moslem-teil und in einen serben-teil eingeteilt wurde ist dies ein mitunter tödliches spießrutenlaufen. aber ohne papiere zu heiraten ist eine nicht minder schwere aufgabe. meine schwester und meine mutter kämpften wie die löwinnen -es kann nicht sein, was nicht sein darf- aber auch mein vater beteiligte sich an dem kampf gegen diese bürokratie. dann kam noch ein glücklicher umstand uns entgegen in form einer standesbeamtin. obwohl sie nicht in den fall eingeweiht war, hatten wir es ihr wohl leztlich zu verdanken, daß wir ohne einen ausweis meiner zukünftigen heiraten konnten. das war am 9.mai 1995. mittlerweile hat sie die deutsche staatsangehörigkeit, hat ihre hotelfachlehre abgeschlossen, den meisterbrief gemacht und arbeitet bei mac donalds im management. sie ist wie eine adoptivschwester für mich, egal, ob mein vater im sterben lag oder meine eigentliche schwester brustkrebs hat, sie gehört zur familie, was sie auch selbst sagt:"ich habe doch sonst keinen mehr!"

manche beziehungen gehen glücklich aus - andere führen zur ehe! oder besser: es gibt nur eine glückliche form der ehe: die scheidung
seit dem 1.februar 2012 ist das familienprojekt nun beendet. es ging so schnell, dass ich den richter vergessen habe zu fragen:"darf ich es nun noch einmal versuchen??"


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